Selbstbewusstsein - was ist das eigentlich?

Wenn du an selbstbewusste Mitmenschen denkst, was kommt dir da in den Kopf?

Vielleicht stellst du dir eine Rednerin auf einer Bühne vor, die vor Hunderten oder gar Tausenden von Menschen spricht oder du denkst an eine Person des öffentlichen Lebens, die sich so anzieht, wie du es dich nie trauen würdest. Oder kommt dir eine Kollegin in den Kopf, die sich nicht den Vorschriften der Vorgesetzten beugt und ganz klar ihre Meinung vertritt.

Es ist nicht nötig, diese großen Dinge zu vollbringen, um selbstbewusst zu sein. Selbstbewusstsein kann sich im Alltag in kleinen Schritten zeigen, denn selbstbewusste Menschen haben realistische Erwartungen und handeln eigenverantwortlich.

Wenn man den lateinischen Ursprung des englischen Wortes für Selbstbewusstsein betrachtet, dann wird confidence ‚mit Vertrauen‘ übersetzt.

Eine Definition von Selbstbewusstsein ist, dass es sich als Gefühl zeigt: „Ich traue mir zu, in eine neue Stadt zu ziehen“. Dies Gefühl drückt sich in Gewissheit, Zuversicht und Vertrauen in sich selbst aus.

Wenn man den lateinischen Ursprung des englischen Wortes für Selbstbewusstsein betrachtet, dann wird confidence ‚mit Vertrauen‘ übersetzt. Eine Person handelt mit Vertrauen, auch wenn sie sich nicht zu einhundert Prozent sicher ist, "etwas zu wagen". Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stehen somit Seite an Seite.

Menschen mit einem gesunden Maß an Selbstbewusstsein fühlen sich besser und wagen es, neue Dinge zu unternehmen. Sie denken nicht darüber nach, wie selbstbewusst sie sind. Sie wissen, wofür sie stehen, was ihre eigenen Werte sind und was sie im Leben schon alles erreicht haben.

Selbstbewusstsein ist die Erwartung von Sicherheit, die mit dem Eindruck einhergeht, dass sie nahe ist, während ängstliche Dinge entweder nicht existieren oder weit weg sind.
— Aristoteles (siehe Pearson in Quellennachweis)

Wie es Aristoteles definiert hat, sind selbstbewusste Menschen zuversichtlich, dass die Sicherheit unmittelbar in der Nähe ist, während angsteinflößende Dinge entweder nicht existieren oder sich weit weg in der Ferne befinden. Unter diesem Ansatz ist es nachvollziehbar, dass selbstbewusste Menschen sich mehr nach außen zeigen, reichlich erleben und in ihrem Leben bewusster handeln. Ein selbstbewusstes Auftreten kann so in verschiedenen Lebensbereichen von Vorteil sein.

Gleichzeitig gilt zu bedenken, dass Selbstbewusstsein keine Eigenschaft ist, die sich auf alle Bereiche des Lebens einer Person übertragen lassen. Oft haben Menschen Lebensaspekte, in denen sie vor Selbstbewusstsein strotzen, während es simultan andere Aspekte gibt, in denen sie sich unsicher fühlen.

Der Schlüssel für ein gutes Selbstbewusstsein ist ein gutes Selbstwertgefühl und das wird von vielen Faktoren beeinflusst. Neben objektiven Leistungen spielen auch die eigene wahrgenommene Akzeptanz in der Gruppe, die selbst wahrgenommene Ausstrahlung und die selbst wahrgenommene Intelligenz eine wichtige Rolle. Prägend dafür sind besonders die Kindheitsjahre, wo die Einstellung der Eltern einen großen und nachhaltigen Einfluss auf die Gefühlswelt des Kindes gegenüber sich selbst hat.


Es gilt, den goldenen Mittelweg zu finden. Hier sei Gloria Steinem  zitiert: „Selbstbewusstsein ist nicht alles; es ist nur so, dass es ohne es nichts gibt.“



Dies ist ein modifizierter Auszug aus meiner Bachelorarbeit “Sich seiner Selbst bewusst sein”.

Die Quellen sind in der Reihenfolge der Nutzung aufgeführt.


Quellen:

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Harper, D. (2017). Definition and etymology of Confidence. https://www.etymonline.com/word/Confidence

Markway, B. & Ampel, C. (2021). Selbstvertrauen gewinnen in 5 Schritten: Das Workbook, um Zweifel und Ängste zu überwinden. München: YES Publishing.

Pearson, G. (2009). Aristotle on the Role of Confidence in Courage. Ancient Philosophy, 29(1), 123-137.

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Steinem, G. (1993). A book of self-esteem: Revolution from within. New York: Back Bay Books.